Das Parkgelände Breivelde in der Ortschaft Grotenberge ist ein 14 ha
großer Park mit einem niedlichen Schlösschen und einem richtigen
Arboretum mit reicher Vielfalt an Bäumen und Pflanzen. Die Gemeinde
Zottegem konnte es 1970 kaufen und seitdem ist das Gelände jeden Tag
kostenlos fürs Publikum zugänglich.
Das Parkgelände Breivelde ist ein Muster eines im
landschaftlich-romantischen Stil des 19. Jahrhunderts angelegten Parks;
dieser Stil lehnte sich gegen den streng formellen Charakter mit vielen
geraden Linien im Gartenbau auf. Die natürlichen Eigenschaften des
Geländes wurden dabei voll und ganz ausgenutzt: der Entwerfer nahm
Rücksicht auf die sanften Neigungen der Landschaft und wusste den durch
das Gelände fließenden Bach zur Anlage der unterschiedlichen Teiche zu
benutzen.
In großen Zügen lässt sich das Gelände in drei Teile aufteilen. Der
zentrale Park und die waldigen Rände sind mittels eines Parkwaldes
verbunden. Dieser Parkwald und die zentrale Parkzone sind visuell sehr
stark miteinander verknüpft, indem man zahlreiche Durchblicke, die
sogenannten Vistas, geschaffen hat. Jede Zone hat dabei ihren eigenen
grünen Charakter: immergrüne Stauden im Parkwald wechseln mit Laubbäumen
in der Randzone und solitären Bäumen bzw. Baumgruppen im zentralen Park
ab.
Vor dem kleinen Parkschloss bildet der Park einen großen offenen
Raum: der ausgestreckte Rasen senkt sich bis zu einer
Imitationsflusskurve hinab, in der sich das Schloss widerspiegelt;
diesem Effekt verdankt der größte Teich seine Umschreibung als
"Spiegelteich". Ähnliche für den romantischen Zeitgeist
charakteristischen Effekte findet man auch in anderen Wasserkünsten im
Gelände zurück: man lässt einen im Wasser aufgestellten Brunnen
sichselbst reflektieren oder man erreicht denselben Effekt mit einer
wohlüberlegten Planung einer Statue.
Wasser spielt im Gelände eine hervorragende Rolle. Nicht nur die
vielen kurvenreichen Wanderpfade, sondern auch die sanften fließenden
Linien der Teichrände lösen einen natürlichen Zusammenhang zwischen den
unterschiedlichen Teilen aus. Zehn Wasserkünste verschaffen dem Ganzen
das Format eines englischen water garden. Die auf ungleicher Ebene
angelegten Teiche stehen miteinander in Verbindung und speisen sich
gegenseitig. Solche Höhenunterschiede ermöglichten die Planung eines
kleinen "Bergflusses", mit Wasserfällen, bemoosten Kieseln und
angepasster Ufervegetation. Dadurch erweckt das Ganze einen
spielerischen Eindruck, mit ständig wechselnden Effekten und
überraschenden Proben optischer Spielerei.
Übrigens bereitet das Gelände dem Besucher weitere Überraschungen.
Das vom Gartenarchitekten geschriebene Drehbuch soll den Wanderer
gleichsam in eine Aneinanderreihung von Szenen miteinbeziehen. Kleine
Höhenunterschiede und Wasserkünste, Vistas und eine wohlerwogene Planung
der Bäume bzw. Baumgruppen, einzelne Statuen und Konstruktionen
resultieren in ein wahres visuelles Festspiel. Sogar im Winter wird der
Besucher nie enttäuscht werden: durch die großzügige Anwendung von
immergrünen Stauden und Nadelbäumen bleibt der eigentümliche Charakter
des Geländes erhalten.
Bei der Anlage des Komplexes (um 1890) wurde selbstverständlich auf
die Wahl der Bäume große Aufmerksamkeit verwendet. Ein 1985/1986
aufgestelltes Inventar erwähnt nicht weniger als 54 Baumsorten und
-varietäten, von denen 46 im zentralen Parkteil stehen.
Laubhölzer nehmen den größten Teil der bewaldeten Oberfläche ein. Es
gibt nicht nur eine große Anzahl von amerikanischen Eichen, sondern
auch Sommereiche, Buche, Weißbuche, Esche und Spitzahorn, Edelkastanie,
Robinia, Linde, Vogelkirsche und Graupappel sind vertreten. Im Gebüsch
kann man leicht u.a. Eberesche und Haselstrauch unterscheiden, nebst
Holunder, Weißdorn, Stechpalme, Johannisbeere, Stachelbeere,
Vogelkirsche, Taxus und Schneeball. An anderen Stellen ist die Buche
dominant und spaziert man gleichsam in einem kathedralischen Wald, ohne
Unterholz.
Auch die Kräuter sind zahlreich da: es lassen sich wenigstens 226
Sorten aufzählen! Einige dieser Kräuter kommen in dieser Gegend
eigentlich sehr selten vor, sind dennoch im Gelände zu bewundern: Kalmus
und Hirschzunge, Entengrütze und Riedgras, Fingerhut und Labkraut; und
weiter: Pfeifengras, Habichtskraut, gemeines Rispengras,
Fadenehrenpreis, Hexenkraut und Pfennigkraut.
Vor allem aber die vielen ungewöhnlichen Bäume verschaffen dem
Gelände eine zusätzliche Anziehungskraft. Am auffälligsten sind die
Sumpfzypressen, mit einem Umfang von über 2,5 Metern, die dem Ufer des
zentralen Teiches eine arkadische Note verleihen. Eine Gruppe von 10
dergleichen Zypressen auf der Insel im Spiegelteich prägen in hohem Maße
die Gesamtaussicht des Parks. Eine 23 m hohe Flügelnuss mit doppeltem
Stamm prahlt mit ihrem 17 m breiten Wipfel. Unter den vom Boden herab
wachsenden Ästen der drei blauen Atlaszedern, je mit einem Umfang von
nahezu 4 Metern, ist man zu jeder Zeit vor der Sonne geschützt. Der
Affenbaum, eine aus Chile stammende Konifere, die dort auf einer Höhe
von 1200 bis 1700 m wächst, hat sich hier überraschenderweise als
wetterfest erwiesen.
Von den Sequoien, den sgn. Mammutbäumen, die wie bekannt in
Kalifornien bis 150 m Höhe reichen, stehen im Park ein paar
bescheidenere Exemplare; wussten Sie, dass sie wegen ihrer dicken,
faserigen Rinde als Boxbäume "missbraucht" werden?
Zum Schluss trifft man in diesem Gelände auch noch die japanische
Zypresse, einen Riesenlebensbaum, eine Rispenesche, ein Prachtexemplar
von Tulpenbaum, und eine sehr seltene aus Südwestchina stammende
"Cunninghamia lanceolata", mit abschuppendem Stamm und Lanzettnadeln in
einer doppelten Reihe.
Das Gelände Breivelde wurde vor etwa 130 Jahren angelegt und konnte
sich mittlerweile zu einem eindrucksvollen und wertvollen Ensemble mit
idyllischen Winkeln entwickeln, so dass es logischerweise seit 1982
unter Naturschutz steht.
Eine touristische Broschüre über das Gelände erhalten Sie im Verkehrsamt im Rathaus.
Tip: Unweit vom Parkgelände Breivelde befindet sich das
Volkskundliche Museum, ein Kleinod, das jeder Interessent an dörflicher
Geschichte unbedingt erkunden müsste.